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Kross: Naja, dass man manchmal zum Beispiel mit einigen Dingen so zwanghaft ist, oder dass eine bestimmte Sache für mich nur dann wirklich gut ist, wenn sie ganz genau auf eine bestimmte Weise funktioniert hat. Und ich denke, dass das auch damit zu tun hat, dass wir alle immer mehr Dinge alleine machen. Vor dem Computer und im Internet, anstatt mit echten Menschen und im echten Leben. Ich glaube, dass Dinge wie eine Zwanghaftigkeit dadurch noch begünstigt werden.
1LIVE: Jetzt hast Du in den vergangenen Jahren viel Kontakt mit Menschen gehabt, weil Du einige Filme gedreht hast, deutsche und auch internationale. Wie nimmst Du diese Wahnsinns-Kariere, die Du gerade hinlegst, selbst wahr?
Kross: Das empfinde ich absolut als ganz großes Glück, dass ich Filme machen darf, die mir großen Spaß machen. Aber ich glaube, ich kann das auch nur, wenn es mir Spaß macht, wenn mich ein Stoff berührt oder bewegt, wenn da was in mir passiert. Und gerade deshalb finde ich es sauschade, dass sich alles gerade im Kino in eine Richtung dreht, dass es gerade nur dieses Blockbuster-Kino zu geben scheint. Es ist nämlich wichtig, dass auch die Stoffe verfilmt werden, die nicht nur nach diesem kommerziellen Konzept gestrickt sind.
1LIVE: Also kein vierter, fünfter, sechster Teil von etwas, oder einfach drei neue Spiderman-Filme nach drei bereits gewesenen?
Kross: Genau das. Das gleiche noch mal, nur mit anderem Namen, genau das meine ich, das ist nicht meins. 1LIVE: Es heißt immer, Detlev Buck hätte Dich damals entdeckt. Ihr habt ja mittlerweile auch schon einige Filme zusammen gemacht. Aber war es wirklich Detlev Buck, oder war es eher dessen Tochter?
Kross: Ja, das stimmt, das war damals zum ersten Film, zu "Knallhart". Die war mal bei uns zu Hause und hat überlegt, ob das vielleicht mit mir passen könnte. Die kannte nämlich auch das Buch und wusste, wie die Figur sein sollte und meinte, man könnte mich ja mal zum Casting einladen. Und dann war ich zuerst bei ihm zu hause, das ist ja nur zehn Minuten von meinem Heimatort entfernt (Bargteheide bei Hamburg, Anm. d. Verf.). Da haben wir das dann geprobt, sie hat die Rolle übernommen, die später im Film dann Jenny Elvers gespielt hat. Sie hat mir extrem geholfen, weil wir da eine Szene hatten, bei der ich eine Backpfeife kriegen sollte. Dabei hat sie so hingelangt, dass mir echt das Wasser in die Augen geschossen ist. Ich hab das dann wohl so gut gespielt, dass Detlev es gut fand.
1LIVE: Das war der Einstieg und plötzlich haben wir Dich alle neben Kate Winslet auf der großen Leinwand gesehen, in "Der Vorleser". Letztes Jahr warst Du in Steven Spielbergs "Gefährten" zu sehen - wie ist Dein aufregendes Hollywood-Dasein heute? Es denken so viele Menschen, Du würdest da leben!
Kross: Ja, Wahnsinn, ich lese das auch immer wieder, das wird so tierisch aufgebauscht. Ich wohne ja in Berlin-Mitte und kam da neulich aus dem Kino, das vielleicht mal einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt ist. Und dann stand am nächsten Tag in der Zeitung: "Kommt gerade direkt aus Hollywood" und so, dabei war ich jetzt echt schon lange nicht mehr in Hollywood (lacht). Ich habe halt einfach ein paar Filme gemacht, bei denen gesagt wird, das wären Hollywood-Filme, auch "Der Vorleser". Aber Fakt ist ja, dass das eigentlich eine europäische Produktion war, größtenteils in Babelsberg gedreht, nur das Geld kam halt hauptsächlich aus Amerika. Und schon ist es ein Hollywood-Film. Zwischen Berlin und Bargteheide 1LIVE: Aber Du merkst schon, dass die Angebote von da drüben mehr werden?


Kross: Ja, das schon, aber es ist jetzt auch nicht so viel, dass ich mich nicht retten könnte. Das läuft dann meist so: Ich bekomme von meinem US-Agenten was zugeschickt, nehm mich dann selbst auf Video auf und schick das wieder zurück. Ich flieg dann nicht jedes mal extra da hin, die kriegen ja auch noch von zig anderen Leuten Videos, das läuft halt so nebenbei. Und wenn mal was tolles klappt, dann freue ich mich.
1LIVE: Wie geht Deine Familie im beschaulichen Bargteheide damit um, dass der Sohn und Enkel international erfolgreiche Kinofilme dreht?
Kross: Die sind da ja auch irgendwie mitgewachsen. Also für meine Großeltern ist das schon noch was großes. Die verfolgen das auch und die erzählen mir dann auch immer, wenn sie mich gesehen haben irgendwo. Und mein Opa wird von seinen Freunden mittlerweile der Hollywood-Opa genannt, die sind da aber auch ganz glücklich mit, für die ist das, glaube ich, halt auch was schönes.
1LIVE: Was sind so Dinge, die Dich außerhalb des Jobs glücklich machen?
Kross: Menschen, die ich gerne habe, wenn ich sie um mich habe. Mit denen man auf einer Wellenlänge ist und die verstehen, worüber man so lacht - geteiltes Glück halt, egal in was für einer Situation. Ich war neulich mal in Malaga, mit einer Freundin zusammen, und da hat es so extrem angefangen zu regnen, dass das Auto fast weggeschwemmt wurde. Also, in dem Kreisel vor uns ist wirklich ein Auto im Kreis geschwommen und bei uns im Autoradio lief gerade ein ABBA-Lied. Und dazu dann diese Weltuntergangsstimmung, das war einfach saulustig.